Energielandkarte für Strom vom eigenen Dach
Drei Gemeinden im Schulterschluss zur Energiewende
Auf einer Luftbildkarte das eigene Haus auswählen und mit wenigen Klicks das Potential an Sonnenenergie vom eigenen Dach erkennen. Mit einer webbasierten Software ist dies den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinden Denkendorf, Neckartenzlingen und Großbettlingen in wenigen Minuten möglich. Die drei Kommunen haben gemeinsam die Firma greenventory aus Freiburg im Breisgau mit der Ausarbeitung des Moduls beauftragt und gaben nun den offiziellen Startschuss der PV-Kampagne.
„Sonnenenergie ist ein wichtiger Faktor auch der kommunalen Energiewende – die gemeinsame Aktion soll auch zeigen, dass die Herausforderungen des Klimawandels und der notwendigen Energiewende keine Projekte sind die an der Gemarkungsgrenze enden“, so Neckartenzlingens Bürgermeisterin Melanie Braun im Rahmen der Online-Schaltung der Software im August 2022.
Der Blick auf die anderen politischen Ebenen zeigt, wie notwendig die weitergehende Nutzung der Solarenergie ist: Die EU hat beschlossen, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen die Emissionen um 65 Prozent im Verhältnis zu 1990 sinken. Baden-Württemberg geht mit dem landesweiten Klimaschutzgesetz zu einer CO2-freien Wärmeplanung bis 2040 mit ambitionierten Zwischenzielen bis 2030 hier noch weiter. Entscheidend auf diesem Weg sind die Maßnahmen der kommunalen Akteure. Hierzu zählt auch die digitale Energielandkarte der Gemeinden Neckartenzlingen, Denkendorf und Großbettlingen.
„Wir stellen unseren Bürgerinnen und Bürgern eine digitale Energielandkarte zur Verfügung, die spezifisch pro Gebäude ermittelt, welches Sonnenpotential für Photovoltaikanlagen jeweils vorliegt und welche Kosten auf die Gebäudebesitzer zukommen“, erläutert Ralf Barth, Bürgermeister der Gemeinde Denkendorf, die Funktionsweise der Software. Zudem lässt sich die durchschnittliche Amortisationsdauer der Photovoltaikanlage ermitteln, welche Einspeisevergütung dem Hauseigentümer entsprechend des “Erneuerbaren Energiegesetzes” zustehen und wie viel CO2 sie bei der Realisierung einsparen.
Die digitale Energielandkarte wurde von greenventory aus Freiburg im Breisgau, einem Spin-Off des Fraunhofer Instituts für Solare Energie und des Karlsruher Instituts für Technologie, entwickelt, aufgebaut und den drei Kommunen nun zur Verfügung gestellt.
„Interessierte Bürgerinnen und Bürger geben einfach ihre Adresse in die Software ein und errechnen ihr Potenzial. Dachfenster, Dachgauben und andere Hindernisse können als solche markiert werden, auf denen keine Solarzellen angebracht werden sollen, um eine sehr detaillierte Hochrechnung zu erhalten“, ergänzt Christopher Ott, Bürgermeister der Gemeinde Großbettlingen. Für das Anbringen der Solarmodule auf dem einzelnen Gebäude und damit die schnelle Realisierung stehen zudem Partnerunternehmen aus dem lokalen Handwerk zur Verfügung, die in der webbasierten Softwarelösung integriert sind.
Mit der digitalen Energielandkarte haben die Gemeinden Großbettlingen, Neckartenzlingen und Denkendorf durchgängig die komplette Transparenz zum Fortschritt in Sachen Energiewende und führen das Controlling des Erfolgs durch. Die digitale Energielandkarte zeigt die installierbare Leistung, die in den drei Kommunen zusammen aktuell bei 41.000 Kilowatt-Peak liegt. Insgesamt liegt das Potential zu 84 Prozent auf Wohngebäuden.
Wenn die Bürgerinnen und Bürger von Großbettlingen, Neckartenzlingen und Denkendorf das Potential ausschöpfen, liegen die jährlichen CO2-Einsparungen bei 18.157 Tonnen. Insgesamt liegt der Energiebedarf in Denkendorf (rund 11.200 Einwohner), Neckartenzlingen (rund 6.400 Einwohner) und Großbettlingen (rund 4.400 Einwohner) zusammen bei 47,8 Gigawattstunden. Die Amortisationszeit der Investitionen liegt bei zehn Jahren, was in Sachen Klimaschutz trotz des langen Zeitraums die ökonomischste Lösung ist.
„Wir bieten unseren Bürgerinnen und Bürgern eine neutrale Informationsbasis über das Sonnenpotential auf dem eigenen Dach mit einer einfachen und digitalen Bedienung“, betonen die drei Rathauschefs gemeinsam. Gut 26.000 Euro haben die Kommunen in das Tool investiert, fair aufgeteilt nach Einwohnern. Wie sich in anderen Projekten zeigte, ist die Photovoltaikplanung der Beginn und somit die Keimzelle für weitere Aktivitäten in Richtung Energiewende. Dies soll die gemeinsame PV-Kampagne auch in Denkendorf, Neckartenzlingen und Großbettlingen unterstützen.